Interview zum ersten Basar auf dem Kirchberg im Jahr 1974 in Wohldorf-Ohlstedt
Am 10. und 11. November fand wieder der Basar auf dem Kirchberg in Wohldorf-Ohlstedt statt – ein voller Erfolg, wie sich alle Beteiligten beim fröhlichen Abschluss im Gemeindesaal bei Kartoffelsalat und Würstchen freuten. Aber wie sah es eigentlich vor 50 Jahren aus, beim ersten Basar auf dem Kirchberg? Darüber hat sich Martin Grell mit Heidi Schabert unterhalten, die den ersten Basar organisierte.
Wie kam es, dass 1974 der Basar in Wohldorf-Ohlstedt gestartet wurde?
Als Pastor Flügel neu nach Wohldorf-Ohlstedt kam, fragte er die Gemeinde, was man machen könne, um das Gemeindeleben anzuregen. Es entstand die Idee, einen Basar zu organisieren. Das Interesse war zunächst groß. Viele haben sich in die Liste eingetragen. Das Organisieren blieb dann an mir hängen. Ich bin zu meinen Bekannten gegangen und habe um Mitarbeit gebeten, und sei es nur für eine kleine Kuchenspende. Pastor Flügel ist auf dem Fahrrad durch den Ort gefahren und hat das genauso gemacht.
Welche Schwierigkeiten gab es zu überwinden?
Der erste Basar fand im Gemeindehaus statt. Den Kindergarten auf dem Kirchberg gab es zu der damaligen Zeit noch nicht. Im Gemeindesaal war der Basar, in dem kleinen Jugendraum die Kaffeestube, in der Amtsstube der Kantorin noch ein Raum mit Basarangeboten von Frau Freese. Die Räume platzten aus allen Nähten. Es war brechend voll. Ein irrer Zulauf. In den folgenden Jahren wurde das Gemeindehaus renoviert, und wir sind in den ehemaligen, kircheneigenen Kindergarten an der Schleuse in Wohldorf umgezogen.
Was wurde auf dem ersten Basar angeboten?
Der erste Basar wurde aus Materialien gemacht, die wir noch hatten. Im Wesentlichen waren wir zunächst ein „Häkelbüdel-Klub“. Schnell hat sich dann das Angebot ausgeweitet. Aus eigener Initiative kamen Menschen auf uns zu, die z.B. Kekse oder Puppen anboten. Lebkuchenhäuser und Pfefferkuchen wurden gebacken, Patchworkdecken und Norwegerpullover produziert. Frau Freese hat mir immer den Rücken gestärkt. Ihre Idee war es, nur Top-Dinge anzubieten. Das sprach sich dann rum.
Sie haben über 30 Jahre eine von zwei Basargruppen geleitet. Was haben Sie im Basarkreis gemacht?
Einmal wöchentlich haben wir uns nachmittags bei Kaffee und Kuchen im Keller getroffen und Dinge für den Basar produziert. Zunächst war die Idee, gemeinsam an etwas zu arbeiten. Das fanden wir aber nicht so gut. Am Ende hat sich jeder mit dem eingebracht, was er besonders gut konnte: der eine hat warme Socken, der andere Mützen gestrickt usw. Wir haben voneinander gelernt. Aber auch zu Hause wurde mit Stoff- und Wollresten weitergearbeitet.
Wofür haben Sie die Einnahmen verwendet?
Zunächst wurden wir nicht gefragt. Dann haben wir aber darum gebeten, uns etwas wünschen zu dürfen. So wurde aus der Gemeinde ein Brunnenprojekt in Mauretanien gefördert, für das sich die Familie Ameis aus der Gemeinde sehr engagiert hat. Sie sind regelmäßig nach Afrika gefahren und haben uns von diesem Projekt berichtet. Nach dem Mauerfall haben wir die kompletten Basarerlöse für Kinder aus Bitterfeld gespendet, damit diese Urlaub an der Ostsee machen können. Zuletzt haben wir ein Frauenhaus in Norderstedt unterstützt.
Was hat Ihnen der jährliche Basar gegeben?
Es gab Gemeinschaft und auch viel Anerkennung. Die Resonanz und Erlöse waren schon toll. Bei uns war die ganze Familie involviert. Jeder packte mit an. Wir haben gemeinsam etwas auf die Beine gestellt.