Glauben
Warum wir glauben
Wir Menschen bewegen uns einerseits zwischen Fragen und Zweifeln – andererseits zwischen Gewissheit und großer Zuversicht. Der Zweifel ist so alt wie die Geschichte Gottes mit den Menschen. Auch die Bibel ist voll von Erzählungen über Menschen, die sich von Gott abwenden, hadern und ringen um ihren Glauben. Was trägt den Glauben? Trägt mich der Glaube? Den Glauben hat man nicht wie ein Taschentuch in der Hosentasche. Unser Glaube unterliegt genauso Veränderungen wie unser Leben an und für sich. Der Glaube geht mit. Bisweilen ist uns Gott ganz nahe, an anderen Tagen spüren wie eine Gottesferne. Martin Luther hat gesagt, man soll niemanden zum Glauben zwingen. Das sehen wir auch so. Glauben ist eine Herzensangelegenheit.
Weil man aber besser gemeinsam über den Glauben an den christlichen Gott nachdenken kann, bieten wir zwei Gruppen an:
Den Theologischen Gesprächskreis in Bergstedt und den Gesprächskreis „Meet us at Jubilate“ in Lemsahl-Mellingstedt
Gottesdienste und Andachten
Wir glauben, dass es gut ist, regelmäßig den Alltag zu unterbrechen und von Zeit zu Zeit innezuhalten.
Wir lieben unsere Kirchräume und lieben es, darin Gemeinschaft zu feiern.
Wir wollen uns und unser Leben immer wieder neu ausrichten auf Gott und auf Werte, die für uns und alles Leben förderlich sind.
Darum feiern wir Gottesdienste und Andachten, Sonntag für Sonntag, aber auch unter der Woche. Aber wir feiern nicht mehr an jedem Ort und an jedem Sonntag einen Gottesdienst.
Aber mindestens in einer unserer Kirchen findet ein Gottesdienst statt.
In der Bergstedter Kirche, die mit ihrer barocken Architektur und dem warmen Kerzenlicht besticht, feiern wir sonntags vor allem traditionelle Gottesdienste mit klassischer Musik und Liturgie. Das gibt vielen von uns Heimat. Hier feiern wir um 10 Uhr.
In der Wohldorf-Ohlstedter Kirche feiern wir Gottesdienste mit besonderer Liturgie. Viele Menschen fühlen sich in dieser Kirche und in der Gemeinschaft derer, die kommen, geborgen. Im Anschluss gibt es oft Kirchkaffee und die Bücherstube hat geöffnet. Hier feiern wir um 10 oder um 11.00 oder um 11.30 Uhr.
Im Lemsahler Kirchsaal – die Lemsahler Kirche ist mehr ein Saal als ein klassischer Kirchraum – feiern wir gerne Familiengottesdienste, aber auch alle anderen Gottesdienstformen. Bisweilen feiern wir große Gottesdienste mit dem Kindergarten. Hier feiern wir um 10, 11 oder um 11.30 Uhr.
Ab und zu experimentieren wir. Im Sommer feiern wir in den Gärten unserer Gemeinde OpenAir Gottesdienste. Wir probieren unterschiedliche Formate von Gottesdiensten, gestalten die Kirche um und feiern mit modernerer Musik, dialogisch und interaktiv. Besonders in den Abendgottesdiensten kann man das erleben.
Wir freuen uns, wenn Ihr und Sie mit uns feiern und heißen Euch und Sie herzlich willkommen. Wir haben einen aktiven Gottesdienstausschuss, der Ihre Anregungen gerne aufnimmt.
LAUT GEDACHT
HOFFNUNG
„Wer hofft, schöpft Mut“ – Hoffnung ist wunderbar
Wer von uns möchte ohne die Hoffnung leben, dass der Krieg eines Tages beendet wird, dass Krankheiten geheilt werden, dass ein Trauma ein Ende hat, dass persönliche Krisen überwunden werden können, dass das Klima gerettet werden kann und dass unsere Verstorbenen geborgen in Gott sind? Der Theologe Albert Schweitzer, der Arzt und Friedensnobelpreisträger von 1952, sagte in einer Predigt: „Hoffen ist Kraft. Hoffen gehört zu uns Menschen – zu unserem Wesen gehört es, zu hoffen. Es ist unsere ureigenste Fähigkeit.“
Zu welchen Anlässen schöpfen wir Hoffnung? Meist sind es die anderen Menschen, die mir Anlass zum Hoffen geben, zum Beispiel, wenn sie mir fröhlich vermitteln, dass vieles gut werden kann, auch wenn viele Menschen übel gelaunt sind. Ein einziger Mensch genügt, um neuen Mut in schwierigen Situationen zu schöpfen. Die Freundlichkeit eines anderen kann uns beflügeln. Aus Hoffen wird Kraft.
Albert Schweitzer meint: „Ich glaube, dass wir alle etwas in uns tragen, das sich entzündet, wenn wir andere sehen und kennenlernen, und dass wir alle ein Licht sind für die andern. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass durch irgend-eine Kleinigkeit, die jemand tut, andere angetrieben und weitergeführt werden.“ (Quelle: Richard Brüllmann, „Treffende Albert Schweitzer Zitate“)
Wir können uns öffnen für das Gute, für das Licht, für die Freundlichkeit, für die Liebe zum anderen – und es geht nicht schwer. Denn wir sind als Menschen von Gott mit dieser Fähigkeit ausgestattet, wir alle tragen ein Licht und Hoffnung in uns. So können wir die Grenze des Materiellen überschreiten und in eine andere, neue Wirklichkeit eintauchen, die uns Kraft gibt und aus der wir Hoffnung schöpfen. Auch im Glauben an Gott und im Lieben übertreten wir Grenzen und sind befähigt, mehr zu lieben, als wir uns bisweilen zutrauen. Das meint Paulus, wenn er im 1. Korintherbrief schreibt: „Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei; die Liebe aber ist die größte unter ihnen.“
Nun machen wir auch die Erfahrung, dass wir enttäuscht werden, dass Hoffnung trügt und sich die Hoffnung auf Frieden nicht erfüllt und wir als ewig Gutgläubige belächelt werden. Wie lässt sich darauf antworten? Durch den Verzicht auf Hoffnung? Indem wir aufhören zu hoffen? Aber können wir ohne Hoffnung leben? Ohne den Glauben, dass Gott es mit dieser Welt, seiner Schöpfung, mit jedem, der will, gut meint?
Glaube, Liebe, Hoffnung setzen Lebensenergie frei. Hoffnung schenkt Zuversicht, dass etwas gut werden kann, auch wenn ich den guten Ausgang nicht sehe. Denn die Welt beruht nicht allein auf dem, was Menschen machen, sondern ruht in Gottes Händen. So ist immer mehr möglich, als ein Einzelner für möglich hält. Der Glaube schenkt Offenheit, und die Hoffnung schenkt Kraft.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen stärkenden und lebendigen Herbst, der uns vor Augen führt, dass es sich lohnt, Hoffnung für diese Welt zu haben.
Pastorin Susanne von der Lippe